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Liebe Kolleginnen und Kollegen,
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im März und April 2019 fand mein augenärztlichen Fachaustausch an die Universität von Otago in Dunedin, Neuseeland statt.
Zu Beginn einige einführende Worte über das neuseeländische Gesundheitssystem: Dieses ist insbesondere durch die geographischen Gegebenheiten eines Flächenlandes mit geringer Einwohnerzahl gekennzeichnet. So besitzt Neuseeland mit seinen zwei Hauptinseln mit ca. 270 000 Km² zwar fast 2/3 der Fläche Deutschlands (357 000 Km²), aber mit 4,3 Millionen Einwohnern nur 1/20 der Einwohner der Bundesrepublik (83,7 Millionen).
Vor Allem die größere Südinsel, in deren Südosten Dunedin liegt, ist von dieser geringen Bevölkerungsdichte gekennzeichnet, da nicht einmal ¼ der Gesamtbevölkerung auf ihr angesiedelt ist. Daher sind weite Wege auch zum Augenarzt (bis zu 300km in unserer Klinik) und lange Anreisezeiten oft die Regel. Für mich als Fachärztin aus dem Ballungsgebiet Leipzig, war dies zunächst gewöhnungsbedürftig. In einem Land in dem es in ländlichen Regionen üblich ist, dass der Weg zur nächsten Kaufhalle oder Tankstelle über eine Stunde beträgt, scheint es für die Betroffenen jedoch keine Herausforderung, sondern gewohnter Alltag.
Die Neuseeländer, die sich im Allgemeinen durch ihre gelassene und offene freundliche Art auszeichnen, haben sich aber an diese Gegebenheiten angepasst. Spannend ist zudem, dass das gesamte Gesundheitssystem des Landes für Einwohner und auch für Touristen komplett kostenlos ist. So werden die gesamten Gesundheitsausgaben des Landes durch die Einnahmen der Mineralölsteuer (Benzin und Diesel) gedeckt. Auch wenn es gewiss unterschiedliche therapeutische Ansichten und Ansätze zur deutschen Lehrmeinung gibt, können trotz aller Widrigkeiten absolut die Standards der Medizin, wie wir sie kennen und praktizieren, gehalten und eine adäquate Versorgung der Patienten bereitgestellt werden, auch wenn dies für Patienten und medizinisches Personal eine tägliche Herausforderung darstellt.
Insbesondere Patienten, die eine regelmäßige Therapie, wie intraviterale Injektionen benötigen, müssen oft große Initiativen durch die weiten Wege zeigen, um die weinigen Zentren zu erreichen. Des Weiteren wurde ich gebeten einen wissenschaftlichen Vortrag über EyeStents und zur Micro-Invasive Glaucoma Surgery (MIGS) zu halten, welche wir in unserer Praxis in Grimma auch für den ambulanten Bereich etablieren konnten. Diese Möglichkeit der chirurgischen Glaukombehandlung, bei der winzige Stents durch das Trabekelmaschenwerk in den Schlemmschen Kanal implantiert werden, kommen in Neuseeland aktuell nicht zur Anwendung. So war es mir möglich, neben vielen neuen Eindrücken auch einen aktiven Erfahrungsaustauch über Impulse aus der Heimat mit den Kollegen in Neuseeland zu führen..
In diesen Zusammenhang habe ich auch die sehr interessierte junge Studentin Aqueeda kennengelernt, die mir erzählt hat, dass auch sie Augenärztin werden möchte. In Neusseland Augenarzt zur werden, ist ein langwieriger und steiniger Weg. Nach einem 6jährigen Studium der Medizin muss man sich erst einige Jahre im klinischen Alltag beweisen und durch wissenschaftliche Arbeiten und freiwillige Zusatzweiterbildungen nachweisen, dass man zu den Besten gehört, um sich gegen andere Bewerber durchzusetzen. Denn alle zwei Jahre wird in ganz Neuseeland nur eine einzige Ärztin oder Arzt zur 5jährigen Facharztausbildung zum Augenarzt zugelassen, die mit einem 1-jährigen Fellowship (Auslandslehraufenthalt) endet.
Ich wünsche Aqueeda viel Erfolg für ihren Traum vom Facharzt für Augenheilkunde und hoffe dass sie unserer Einladung nach Grimma nachkommt und vielleicht auch einen Teil ihres Fellowships in unserer Praxis ableistet. Abschließend kann ich sagen, dass diese Reise nach Neuseeland eine unglaubliche Erfahrung für mich war, die mich sowohl fachlich als auch menschlich beeindruckt und geprägt hat. Vor Allem die unfassbare Schönheit des Landes mit unglaublich vielseitigen Eindrücken von riesigen Wäldern, einsamen Stränden, monumentalen Gletschern und weiten grünen Wiesen wird mir genauso in Erinnerung bleiben, wie die Menschen und Begegnungen.
Ich danke Herrn Prof. Niels Hammer, Chefarzt Dr. Logan Mitchell und Dr Harry Bradshaw sowie den Kolleginnen und Kollegen der Augenklinik der Universität von Otago in Dunedin für die Möglichkeit dieser unvergesslichen Erfahrung.
Dr med. Anne-C. Zajonz Fachärztin für Augenheilkunde Gemeinschaftspraxis von Below/Riemer in Grimma