Neue Operationstechnik schenkt Menschen mit Glaukom Hoffnung
Olga Riemer und Hubertus von Below eröffnen Fortbildung im Schlosshof Döben Foto Detlef RohdeDr. Hubertus von Below, Olga Riemer und ihre Partner aus der Villa Doc in Grimma sind keine Freunde vieler Worte, wenn es um die Gesundheit ihrer Patienten geht. Den Augenärzten aus dem Muldental sind Taten wichtiger als große Reden. Seit Jahren bilden sich der Spezialist für Augenheilkunde und seine Kollegen in den neuesten Behandlungsmethoden der Augenheilkunde fort, damit die Muldentaler auch künftig den richtigen Durchblick haben.
„Oft ist es so, dass Patienten erst zum Augenarzt gehen, wenn Probleme auftreten. Dabei sind die Augen mit der wichtigste Sinn von uns Menschen“, so Dr. Hubertus von Below.
In der Tat bestätigen Statistiken, die von Christian Wolfram und Norbert Pfeiffer für das Weißbuch zur ophthalmologischen Versorgung in Deutschland im September 2012 erhoben wurden, dass die Zahl der an einem Glaukom erkrankten Menschen, besser auch als grüner Star bekannt, recht hoch ist. Insgesamt sind derzeit wenigstens 1.269.000 Glaukomerkrankungen bekannt, von denen nur 972 000 im Frühstadium erkannt worden sind. Die Dunkelziffer bei den Betroffenen dürfte wesentlich höher liegen.
In den meisten Fällen (ca. 56% Quelle Weißbuch) ist das Glaukom auf einen erhöhten Augeninnendruck zurückzuführen, durch den nach und nach die Sehnerven geschädigt werden und das Sichtfeld so immer stärker eingeschränkt wird. Dieser erhöhte Augeninnendruck kann durch eine Verengung der Abflusskanäle entstehen, die sich nach und nach wie ein Abfluss in der Dusche zusetzen und am Ende zum Überlaufen der Wanne führen. Während der verstopfte Abfluss irgendwann das Badezimmer unter Wasser setzt, führt der Verschluss im Auge zur Erblindung.
Traditionell wird ein zu hoher Augeninnendruck mit Augentropfen behandelt, die eine Drucksenkung entweder über eine verminderte Kammerwasserproduktion oder über einen verstärkten Abfluss herbeiführen. Oft ist jedoch nach einer gewissen Zeit ein Wirkstoff nicht ausreichend, weshalb Kombinationspräparate oder mehrere Tropfen angewendet werden müssen. Dies kann schnell zu einer Belastung des Patienten führen, nicht nur wegen der Nebenwirkungen vieler Tropfen, sondern auch wegen Anwendungshäufigkeit und der für manche Patienten mühsamen Einbringung der Medikamente.
Doch was kann man gegen das Glaukom unternehmen, wie kann man dem Patienten wieder zum richtigen Durchblick verhelfen? Bei dem Symposium wurde eine neue Operationstechnik vorgestellt, die in der Kardiologie seit Jahren zum operativen Alltag gehört. Der Stent! Bei einem rechtzeitig erkannten Glaukom haben die Augenärzte neuerdings die Möglichkeit mit Mikrostents die Abflusswege im Abflusskanal des Auges dauerhaft freizuhalten, so dass eine weitere Schädigung des Sehvermögens verhindert werden kann.
iStent inject Glaukom SehfeldDie Schädigung entssteht dadurch, dass durch den erhöhten Augeninnendruck die Nervenbahen der Stäbchenzellen – Ganglien – unter Druck geraten und absterben. Man kann sich das ganze auch vorstellen, wie ein Gummiband, das man um einen Finger wickelt. Die Versorgung der Nervenzellen wird gemindert und als Folge sterben die Nervenbahnen. Nach jüngsten Forschungsergebnissen sterben bei einem gesunden Menschen ab dem 50en Lebensjahr täglich 10 Nervenbahnen ab, bei einem an einem Glaukom erkrankten Menschen sind es zehn mal so viele.
Bei einem fortgeschrittenem Glaukom bildet sich nach und nach eine Einschränkung des Sichtfeldes aus. Das heißt, man erkennt die Stufe vor sich nicht mehr, kann im Straßenverkehr keine Autos mehr erkennen, die von der Seite kommen. Vergleichbar mit einer Toilettenpapierrolle, durch die man blickt. Was vor einem liegt, erkennt man, alles an der Seite verschwindet im Nichts. Dr. Hubertus von Below forderte in seinem Vortrag, dass mehr Vorsorgeuntersuchungen, auch schon beim Hausarzt von Nöten seien. Wenn der grüne Star frühzeitig bemerkt würde, können man den Patienten ihre Sehkraft weitestgehend erhalten, was weg ist, so der Mediziner, ist unwiederruflich verloren und so weit müsse es erst gar nicht kommen. Von der neuestren Behandlungsmethode konnten sich die Ärzte, die aus dem gesamten Bundesgebiet zum Schlosshof Döben gereist waren, am Mittwoch informieren. Mit eigenen Dokumentationen, die Dr. von Below zusammen mit seiner Partnerin Dr. Olga Riemer erstellt hat führte er die einzelnen Operationsschritte in einem Lichtbildvortrag vor. Eye Stent-inject-Implantierte-Stents-Funktionsweise-300x169Der Grimmaer Augenspezialist betonte dabei, dass die Operation minimalinvasiv ausgeführt wird.
Dabei werden die verstopften Wege, über die das Kammerwasser des Auges normalerweise abfließt erst gereinigt und dann werden zwei Stents eingesetzt, über die das Wasser ähnlich wie bei einer Drainage kanalisiert und abgeleitet wird. Für Dr. von Below ist diese Form der Therapie des Glaukoms die zur Zeit optimalste aller Behandlungsformen. Nicht nur, weil Patienten oft auf eine medikamentöse Tharapie mit Augentropfen verzichten könnten, sondern weil sie, wenn das Glaukom rechtzeitig erkannt wird, auch die finanzielle Belastung der Krankenkassen langfristig senken könnte. Leider sei es – so der Mediziner weiter – noch nicht Standard, die Patienten über diese neue Technik zu informieren.
„Wenn wir schon die medizinischen und technischen Möglichkeiten haben den Menschen zu helfen und ihnen ihre Sehkraft zumindest in diesem kleinen Teilbereich der Augenheilkunde zu erhalten, dann sollten wir sie auch nicht ungenutzt verstreichen lassen,“ so Dr. Hubertus von Below.